Solidarität mit der KHG Köln

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Im Laufe des Jahres 2019 haben wir als KHG Mainz begonnen, an unserem Profil zu arbeiten, uns weiter zu entwickeln. Eher zufällig stießen wir bei unseren Recherchen auf das Positionspapier der KHG Köln. Wir empfanden es als Inspiration und als Ermutigung für uns. Seit Mai 2019 stand dieses Positionspapier auf der Website der KHG Köln – noch wenig beachtet.

Wir empfanden es so: Aus Sorge um die Kirche, um den christlichen Glauben haben unsere Kolleg:innen und die Studierenden in Köln etwas ins Wort gebracht, das auch uns bewegt, beschäftigt, oft enttäuscht und manchmal verletzt. Auch wir haben Tag für Tag mit jungen Erwachsenen zu tun, die Fragen stellen, die Sinn suchen, die enttäuscht sind und entmutigt ob der Situation der Kirche in unserem Land und weltweit. Dozent:innen und Mitarbeitende der Mainzer Hochschulen stellen diese Fragen auch.

Im November 2020 eskalierte die Situation in Köln und gipfelte im Abschalten der Website seitens des Erzbischöflichen Generalvikariates. Dies sorgte – im Fahrwasser der schwierigen Aufarbeitung der Kölner Missbrauchsfälle – für großes Aufsehen. Auch wir haben uns verschiedentlich solidarisch erklärt mit der Kölner KHG – und tun dies heute noch einmal ganz ausdrücklich.

Angesichts der gestrigen (15.03.2021) Veröffentlichung des sogenannten Responsum ad dubium aus der vatikanischen Glaubenskongregation (Thema: Kein Segen für homosexuelle Paare) bekommt das Positionspapier wieder aktuelle Dringlichkeit.

Das Positionspapier der KHG Köln listet auf, was die Herausforderungen der Kirche in unserer Zeit sind und was den Synodalen Weg der Kirche in Deutschland beschäftigt. Wir sind mit der KHG Köln, der Konferenz der katholischen Hochschulpastoral (KHP) und der Arbeitsgemeinschaft katholischer Hochschulgemeinden (AKH) der Meinung, dass diese Themen ausgesprochen, besprochen und angegangen werden müssen.

Das Team der KHG Mainz / Der Mainzer KHG-Rat

Wir wollen glaubwürdig bleiben. Ein Positionspapier der KHG Köln – Mai 2019

Wir arbeiten täglich mit jungen Menschen zusammen. Diese kommen aus den unterschiedlichsten Kontexten: unterschiedliche biografische Lebenswege, sexuelle Orientierungen, Bildungshintergründe und Glaubensrichtungen. Diese Vielfalt empfinden wir als bereichernd.

In unserer Arbeit erleben wir, dass es bei vielen jungen Menschen nach wie vor das Bedürfnis nach Spiritualität und Glauben, nach Gemeinschaft, nach einem vorurteilsfreien Beisammensein, nach Orientierungsangeboten und Lebenshilfe gibt. Diese Dinge werden jedoch immer weniger im Kontext der katholischen Kirche gesucht.

Wir begegnen auch immer wieder Studierenden, die unser KHG-Zentrum noch nicht kennen. Sobald wir erzählen, dass dahinter eine Einrichtung der katholischen Kirche steht (Katholische Hochschulgemeinde), ist oft zu sehen, wie sich beim Gegenüber Skepsis bis hin zu aggressiver Ablehnung zeigen.

Selbst diejenigen, die sich der Kirche noch zugehörig fühlen und am christlichen Glauben interessiert sind, haben zunehmend Schwierigkeiten, sich noch mit ihr zu identifizieren: Zu groß ist für viele der Abstand zwischen eigenen Überzeugungen und Lebensführungen zu den Lehren der katholischen Kirche, wenn es um Zölibat, die strukturelle Benachteiligung der Frau, die Einstellung zur Homosexualität und vieles mehr geht.

Die Missbrauchsfälle haben den Graben zwischen der Institution Kirche und den Menschen drastisch verbreitert und die Bereitschaft, sich mit ihr zu identifizieren, nachhaltig erschüttert.

Als hauptamtliche MitarbeiterInnen der KHG kennen wir die inneren Konflikte, die viele verspüren, wenn es um die Frage geht, wie sich die katholische Kirche aufstellt. Auch für uns selbst werden diese Konflikte immer größer.

Das Bild der katholischen Kirche ist nach außen hin überwiegend durch Amtsträger bestimmt: von Vertretern auf weltkirchlicher Ebene (darunter Papst Franziskus oder Joseph Ratzinger), der Bischofskonferenz, dem Bistum oder Leitern kirchlicher Ausbildungsstätten. Wir finden es unerträglich, wie rückständig und vermeidend sich bestimmte Angehörige dieser Personenkreise öffentlich äußern bzw. verhalten – und dabei immer wieder Menschen verletzen.

Um authentisch und transparent zu bleiben, haben wir uns daher entschieden, unsere Position öffentlich klar darzustellen.

Gegen eine Unantastbarkeit amtskirchlicher Deutungshoheit

  • für eine Sicherung der Wissenschafts- und Forschungsfreiheit der Theologie
  • für ein Annehmen unterschiedlicher Lebens- und Glaubenswege der Menschen
  • für eine partizipative Form des Kirchseins statt einer Überhöhung der priesterlichen Lebensform
  • für eine strukturelle Gleichstellung der Frauen durch Zulassung zu den Ämtern
  • für eine Betonung christlicher Gemeinsamkeiten statt konfessioneller Trennung

Gegen eine Engführung kirchlicher Sexualmoral

  • für die Anerkennung von Sexualität als wichtiger Faktor von Identität (auch für Priester)
  • für das Eingeständnis eines kausalen Zusammenhangs zwischen Zölibat und unterdrückter Sexualität, die Missbrauch begünstigt
  • für ein Ende der Verurteilung von gelebter Sexualität durch zölibatär lebende Männer
  • für eine wertschätzende Haltung und Anerkennung gegenüber Beziehungen von homosexuellen und heterosexuellen Paaren

Gegen eine religiöse Aufladung von Macht

  • für ein Bewusstmachen und Aufdecken von Machtmissbrauch, sexuellem Missbrauch und geistlichem Missbrauch unter dem Vorrang des Opferschutzes sowie transparenter Umgang mit Maßnahmen der Aufklärung und Prävention
  • für einen konsequenten Rücktritt von Verantwortlichen, die Täter gedeckt und geschützt haben
  • für eine fristlose Entlassung erwiesener Täter

Gegen eine mangelnde Wahrnehmung gesellschaftlicher Verantwortung

  • für den Einsatz zur Wahrung der Schöpfung und des Friedens
  • für eine klare Positionierung gegen Rassismus, Sexismus und Populismus
  • für den Einsatz für die Armen und Benachteiligten

Die Stellungnahme des Erzbistums Köln vom November 2020 findet ihr hier.