Freie Entfaltung im Raum der Kirche

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Die Würde des Menschen nicht antasten – Katholische Hochschulgemeinden fordern freie Entfaltung geschlechtlicher Identitäten und sexueller Orientierungen im Raum der Kirche

(Bonn, 9. März 2022)  Am heutigen Tag übergeben Vertreter:innen der Initiative #OutInChurch im bayerischen Vierzehnheiligen über 118.000 Unterschriften an die Deutsche Bischofskonferenz. Die 125 Katholischen Hochschul- und Studierendengemeinden sehen in dem Erfolg der Kampagne #OutInChurch einen wichtigen Schritt hin zu einer Kirche, in der sich geschlechtliche Identitäten und sexuelle Orientierungen von jungen Erwachsenen frei von Diskriminierung entwickeln können. In Hochschulgemeinden begegnen sich Menschen im Horizont ihres christlichen Glaubens, die geschlechtliche Identität und sexuelle Orientierung existentiell beschäftigen. #OutInChurch hat offenbart, wie sehr die gegenwärtige kirchliche Ordnung die Freiheit von Christ:innen einschränkt. Das betrifft auch Menschen, die nicht für die Kirche arbeiten. Deshalb wollen Studierende und Hochschulseelsorger:innen im katholischen Forum Hochschule und Kirche (FHoK) gemeinsam einen Kodex für den wertschätzenden und diskriminierungsfreien Umgang mit Menschen jedweder geschlechtlichen Identität und sexuellen Orientierung im Raum der Kirche entwickeln.

„Die Würde, Integrität und die Unantastbarkeit der Person unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung und geschlechtlichen Identität sind Grundwerte für den Umgang mit Menschen, die wir in unserer Kirche bisher ganz offensichtlich nicht wirklich anerkannt haben“, hält Frank Pätzold, Hochschulreferent des Bistums Hildesheim und Vorsitzender des FHoK, fest. „Das haben uns diejenigen Menschen ins Bewusstsein gerufen, die aufgrund eigener Betroffenheit mutig die Initiative #OutInChurch gestartet haben. Ihre Aktion hat uns vor Augen geführt, wie diskriminierend der Umgang unserer Amtskirche mit unterschiedlichen geschlechtlichen Identitäten und sexuellen Orientierungen ist. Dass sich die Bischöfe endlich daran machen, die entsprechenden Bestimmungen im Arbeitsrecht zu streichen, ist überfällig und zu begrüßen. Aber damit ist es nicht getan; wir brauchen bei dem Thema eine Haltungsänderung in der gesamten katholischen Kirche!“

Magdalena Schmitt, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Hochschulgemeinden (AKH) erklärt: „Die Suche nach der eigenen Identität gehört zur Zeit des Studiums. Als junge Erwachsene im Studium begegne ich immer wieder Menschen, für die die Haltung der Kirche im Kontext ihrer geschlechtlichen Identität und sexuellen Orientierung befremdlich ist. Gläubige Christ:innen begegnen früher oder später der kirchlichen Sexualmoral, die nicht nur überholt und ohne jeden Wirklichkeitsbezug ist, sondern die abweichendes Verhalten als nicht ‚schöpfungsgemäß‘ diskriminiert. Das verletzt Menschen langanhaltend tief und fügt ihnen Leid zu. Ich möchte keine Kirche, die Menschen so diskriminiert!“

Christine Schardt, Hochschulseelsorgerin in Mainz und Bundesvorsitzende der Konferenz der Katholischen Hochschulseelsorger:innen (KHP) hält fest: „Wir sehen Vielfalt in unseren Gemeinden als Bereicherung an und bemühen uns um eine Kultur der Wertschätzung. Für junge Christ:innen, deren geschlechtliche Identität und sexuelle Orientierung queer ist, sind solche Räume der Anerkennung und des Zuspruchs wichtig. Leider gibt es noch immer vereinzelte Ansätze in unserer Kirche, die den Grundsatz der Unantastbarkeit der Person in ihrem Selbstbestimmungsrecht missachten. Wir werden als Bundesorganisation im FHoK einen Kodex für den wertschätzenden und diskriminierungsfreien Umgang mit Menschen jedweder geschlechtlichen Identität und sexuellen Orientierung im Raum der Kirche entwickeln. Damit unterstützen wir die Anliegen von #OutInChurch, ‚den Worten Taten folgen zu lassen‘.“

Kontakt: Frank Pätzold / Vorsitzender FHoK und Dr. Lukas Rölli / Geschäftsführer FHoK