University Chaplaincy
Eine kulturelle Revolution.
Am 20.09.2020 haben wir im Hochschulgottesdienst nachgedacht über das Thema Schöpfungsverantwortung. Anlass war der Blick auf den anstehenden globalen Klimastreiktag (Global day of climate action) von Fridays4future am 25.09.2020. Edith Wittenbrink (Assistentin im FB01/Sozialethik) und My Bui (students4future / #meinnameistmy) haben den Impuls dazu gegeben und uns inhaltlich mitgenommen. My Bui ist u.a. poetry slam’erin und hat uns ihren Text zur Verfügung gestellt (Danke, My!)
https://www.instagram.com/meinnameistmy/ https://www.facebook.com/meinnameistmy
Hallo mein Name ist My und ich teile mit euch meine Vision
Eine kulturelle Revolution
Mit anderen Werten, mit anderem Maßstab
Weil durch Härte unser Herz starb
Unsere Augen wurden blind
Unsere Ohren wurden taub
Unsere Hände gelähmt
Und unser Mund sprach kaum
Wir sind Opfer unseres Neides
Unseres Geizes, weil es geil ist
Wir sind Puppen unserer Werke
Unserer Märkte, unsere Stärke
Wir sind Narren des Systems
Und das Problem, wir könnens nicht sehen
Denn alles Schlechte,
Ungerechte ausgelagert ganz weit weg
Und all das Echte und Gerechte abgemagert in unserem Dreck
Ja, wir zogen uns zurück
Die Verantwortung zu groß
Laufen lieber stets gebückt
Ein Desaster nach dem andren
Was ein Mitleid wir empfanden
Kaum zu glauben, was ein Abschaum, wenn wir Menschen einander rauben
Doch das Gefühl, das schwindet schnell
Und wenn ich’s will, dann ist’s okay
Ja, zu denken, ich kanns nicht ändern
Passiert ja eh in anderen Ländern
Und so macht man munter weiter kauft sich lauter bunte Kleider
Und schnell hat man vergessen
Wir sind vom Konsum besessen.
Einmal hin, alles drin
Selbst wenn ich das nicht einmal brauchte
Wars das Schild, ja was mir hauchte
Dass ich sonst nicht glücklich bin
Und so sagt mir dann die Wirtschaft
Die mit allem nur Profit macht
Mir noch mehr Geld anzuhaufen
Um noch mehr Glück mir zu kaufen
Ein System, gut zum vergleichen
Dort die Armen, da die Reichen
Kann man nie groß was erreichen
Und dann denkt man oft die anderen haben mehr
Das ist nicht fair
Dabei haben wirs nicht verstanden
Überfluss macht uns ganz leer
Man sagt Kleider machen Leute
Ich sag leider lassen heute
Leute ihre Kleider machen
Lassen Häuser dabei krachen
Wir verdammen Menschenleben
Alles stürzt in sich zusammen
Hat man Blut am Tshirt kleben
Will man dann es nicht mehr ham’
Wie paradox die Welt doch ist
Will man alles im Besitz
Doch wenn’s um Schuld geht, ist man’s nicht
Ja, bei der Frage: wer wars dann?
Ist es einfacher zu sagen, dass man selbst dafür nichts kann
Es istniemand oder alle
Die uns alle schuldig macht
Wer hat sich das denn ausgedacht
Nun, die Antwort, die ist schlicht
Geld und Macht führ’n uns ins Licht
Der Verblendung, man sieht nichts
Außer sich, das Ego-ICH
Und die anderen? Egal!
Eine viel zu große Qual
Würd ich mich damit befassen
Würd ich mich ja nur noch hassen
Und so höre ich nicht hin
Finds einfach gut, so wie ich bin
Bin ja freundlich, bin ganz nett
Lächle immer ganz kokett
Sage meistens auch die Wahrheit
Schaffe ab und zu für Klarheit
Doch das Leid ist mir zu schrill
Und fürs Gewissen ists zu still
Ja, ich weiß, es ist beschissen
Keine Ahnung, was ich will
Aber ein faires Leben mit hohen Preisen
Will ja schließlich auch noch Reisen
Und nicht an einem Ort nur bleiben
Ich mein, ich muss hier ständig geben
Will mir auch mal Pause nehmen
Denn das Leben ist zu kurz, um nur vom Arbeiten zu reden
Man muss sich mal belohnen
Seine Seele auch mal schonen
Mit dem Geist im Körper wohnen
Und am besten kann ich’s weit weg von hier
Und ich glaub, ich gönne mir
Mal richtig Luxus von Kopf bis Fuß
Nur so kann ich Frust und Wut
Einmal kurz bei Seite legen
Um mal nur über schöne Dinge im Leben zu reden
Am liebesten am Strand mit weißem Sand
Ein Cocktail in der einen Hand
In der anderen ein Buch, der Inhalt mir noch unbekannt
In welches Land? Ist nicht so wichtig
Hauptsache der Preis ist richtig
An die schönsten Orte dieser Welt
Nach der Schule wollen viele raus
Denn zu klein und vertraut, ist es im eigenen Haus
Entweder wird es Work and Travel durch Neuseeland
Denn Australien war unter Deutschen zu bekannt
Oder man geht in den Staaten
Um als Au-Pair-Kraft durchzustarten
Oder ein FSJ in Südamerika
Denn durch ein freiwilliges soziales Jahr
Wird einem doch so viel klar
Weil man Armut so richtig live erlebt
Und danach die Welt so viel besser versteht
Denn auf der Reise war man in Silberminen
Um zu sehen, wie die Bolivianer ihr Brot verdienen
Für zwei drei Stunden konnte man einen Einblick gewinnen
Und die Luft schnuppern, die den Arbeitern
Später mal den letzten Atemzug rauben
Weil sie diese ätzenden Gifte jeden Tag einsaugen
Man selbst hat das Leid am eigenen Körper gespürt
Und doch lässt es einen unberührt
Wenn man sich hier die neuste Technik anschaut
Und sich dann schließlich wieder ein neues Handy kauft.
Man denkt, dass man diesen
Massentourismus machen darf
Weil man ein Jahr brav
Im Kindergarten saß
Und den kleinen Niños Englisch beibrach.
Ja, ich rede von mir und jetzt stehe hier
Und will mich selbst als schlechtes Beispiel nehmen
Denn will ich kritisieren, muss ich selbst auch Zeugnis geben
Über mein eigenes Leben
Und meine eigenes Handeln
Wenn ich selbst mein Verhalten reflektiere
Und mich nicht als makelloses Vorbild präsentiere
Ich war nicht perfekt, und bin es immer noch nicht
Aber im Endeffekt zählt doch jeder Schritt
Der in die richtige Richtung geht
Und das ist der Fall, wenn man das Verständnis hegt
Dass man Kultur nur dann versteht,
Wenn man mit den Menschen dort auf Augenhöhe lebt
Aber was bedeutet Augenhöhe eigentlich?
Erniedrige ich mich oder erhöhe ich dich?
In beiden Fällen ist es offensichtlich, dass man hier nicht von Augenhöhe spricht.
Für mich bedeutet es, die Augen zu schließen
Um mit dem Herzen zu hören
Dass keine Vorurteile sprießen
Die die Liebe zerstören
Wir denken, wir hätten interkulturelle
Obwohl wir durch Kultur unser Denken beschränken
Es sind Schranken, die unseren Frieden begrenzen
Und Grenzen, die unsere Liebe ja bremsen
Dabei ist Liebe doch grenzenlos
Und ich frage mich, was machen wir Menschen bloß
Wir erschaffen Industrien, die Schaden anrichten
Wir vertreten Ideologien, die Leben vernichten
Wir sehnen uns nach Geld, weil wir unglücklich sind
Dabei zerstören wir die Welt, denn Gewinn macht uns blind
Wir spüren keine Liebe, weil das Herz sich verschließt
Und so führen wir Kriege, weil der Hass in uns siegt
Und erst dann spüren wir Leid, doch nach einiger Zeit
Scheint alles vergangen, doch dann wird alles
Wir schreiben also Geschichte und lernen nicht draus
Deswegen schreib ich Gedichte, denn ich halts nicht mehr aus
Ich kann nicht so tun, als würd ich das Leid nicht sehen
Und unberührt über Leichen gehen
Ich kann nicht so tun, als würd ich das Klagen nicht hören
Wenn wir Rechte zerschlagen und Träume zerstören
Ich kann nicht so tun, als gäbs keine Probleme
Nur weil ich die Verantwortung nicht übernehme
Ich kann nicht, einfach nichts tun
Als wär ich immun gegen all die Folgen des Konsums
Also fang ich an zu handeln
Und ja meine Vision ist es, die Welt zu verwandeln
Und ja, ich weiß, wie unrealistisch das ist
Und dass man klein anfangen sollte, Schritt für Schritt
Und genau deswegen, bitte ich dich Hilf mir und mach mit
Denn sonst bleibt meine Revolution
Leider nur eine Illusion