Zauberwort.

/ Impulse

von Ignatius Löckemann

Einen meiner besten Freunde beneide ich total. Er kann etwas, was mir oft so schwer fällt: Richtig wütend sein. Auf den Tisch schlagen. So-läuft-das-hier-nicht sagen und meinen. Mit ihm kann man sich richtig streiten. Da rauscht ein Gewitter nieder – und dann ist es gut.

Puh… Das fällt mir sooo schwer. Und das ist gar nicht mal gut. Lächeln, lieb und nett – das ist zu wenig. Und nicht gesund. Hinter der Traurigkeit mancher Menschen lauert er doch, der wütende Wolf.

In diesen C-Tagen (man mag es ja schon nicht mehr aussprechen, ihr wisst schon…), da ist das Leben an sich (und mit sich selbst) und das Leben mit den anderen nicht immer einfach. Was man alles so hört; was man alles soll (oder vielmehr nicht darf); all die Informationen und Bilder aus der Welt; all die Ungewissheiten. Das macht nicht nur Angst und Bange, das macht manchmal auch irgendwie wütend. Ich habe ein Zauberwort dafür; es ist wohl ungeklärter Herkunft: Ausruf der Verärgerung, Entrüstung oder Verzweiflung – sagt der allwissende Duden. Man kann es sooo betonen, aber auch ganz anders. Wütend kann es klingen, aber auch traurig; es klingt ehrlich mitleidig und kann auch den Schalk-im-Nacken haben – es ist multifunktional, ganz einfach, klein und praktisch: Menno! Es sagt sich laut, leise, vorsichtig und einfühlsam. Es kann aber auch klingen wie „ein kleines Kind, das sich im Supermarkt vor der Mutter wild-schreiend auf den Boden wirft“ – genauso. Und dann tut es richtig gut…!

Manchmal ist es sicher besser das Ganze rauszulassen, wie mein lieber Freund es tut. Man kann es auch sportlich abstrampeln (laufen, radfahren oder boxen). Oder allein Auto fahren und alles rausschreien (da hört es keiner); zur Not auch in den Keller gehen dazu (muss man ja nicht nur zum Lachen machen… Kleiner Scherz). Oder mit jemandem einfach darüber reden, hilft auch oft schon ganz viel. Es ist wichtig, dass wir mit unseren Gefühlen umgehen (bevor sie mit uns umspringen). Wut ist dabei sicher kein schönes Gefühl, aber es sagt uns etwas: Ich fühle mich unangenehm, da stimmt was nicht. Das macht nervös. Also schau hin. Und Vorsicht, nicht jedes Gefühl „hat recht“; ob es angemessen ist, ist eine weitere Frage. Aber es ist da, also achte es zumindest.

Schon drei Wochen kaum Kontakt, Homeoffice, Telefon- und Videokonferenzen. Bangen um den Arbeitsplatz. Reichen die Reserven für meinen Laden? Neue Vorschriften von Bund, Land oder Kommune. Wie soll das alles gehen, Gott, und wie lange noch? Menno?!

Es fällt so schwer… Früher baten die Menschen dich um etwas, was wir so heute seltener sagen; aber es wäre jetzt dran: Schenke bitte Trost. Amen.