Wir können bunt!

/ Impulse

von Maylin Amann, Ylfa Günther, Ute Klewitz, Martha Linck und Monika Müller

Mit diesem Gedanken startete für die KHG das neue Semester am 15. April: Gottesdienst in der Hochschulkirche. Das Vorbereitungsteam war inspiriert von einem Bild, das in den letzten Wochen im Netz auftauchte: Der auferstandene Christus in einem fast kreisrunden Regenbogen (ein Mosaik aus der Herz Jesu-Kirche in Berlin-Prenzlauer Berg).

Der Regenbogen ist das alttestamentliche Zeichen des Bundes zwischen Gott und den Menschen. Er steht für das Versprechen, das Noah von Gott bekommt. Der Regenbogen steht aber auch dafür, wie bunt und vielfältig unsere Welt ist, keine zwei Menschen sind gleich-geschaffen; aber wir alle sind gleich geliebt. Der Regenbogen ist also in vielerlei Sicht eine Zusage von Hoffnung, Liebe und Leben.

Die Farben des Regenbogens waren Leitlinien des Gottesdienstes:

ROT – „Alarmstufe Rot” bedeutet “Gefahr, Achtung, Stop!”, wir assoziieren Negatives.

„Rot, röter, dunkelrot sind alle Deutschland-Karten“ titelt auch der Deutschlandfunk Mitte Januar und ist mit dieser Feststellung auch heute noch erschreckend aktuell. Doch rot ist mehr: Rot ist auch die Farbe der Liebe, der Leidenschaft und der Sinnlichkeit. Als Farbe des Blutes steht sie für Wärme, Gefühl und Leben, also auch für Solidarität, Hingabe und Zuwendung.

ORANGE – Lebensfreude, Neugier, Kreativität, Wärme, hellt den Alltag auf – auch im Studium. Es regt an andere bunte Perspektiven auszuprobieren, neue Räume zu entdecken, auch innere Räume weiter zu entfalten, zu kräftigen durch meine Aufmerksamkeit. Das Gelb im Orange bedeutet Sonne, Strahlen, Leuchten, heiter und optimistischer sein. Gelb stimuliert und regt den Verstand und Intellekt an. Das ist der Wunsch für jede:n von uns und für die Kirche: Raumschaffer:in zu sein für die Gegenwart Gottes.

GRÜN – Treibhauseffekt, ökologischer Fußabdruck, Co2-Grenzwerte, Waldrodungen, Monokultur, Dürren, Klima-Flüchtlinge, Artensterben, Pandemien und Seuchen, Globale Erwärmung, Hunger, 7,8 Milliarden Menschen… Dagegen: Fridays for Future, Students for Future, Public climate School, ökologisches Lernen, Global Compact, Scientists for Future – das sind Hoffnungszeichen, denn die Natur ist unser aller Haus, die Quelle unseres Lebens. Sie schenkt uns Ruhe, Freiheit, die Möglichkeit zum Rückzug und Verbindung zu Gott. Überall sehe ich die Energie, die von ihr ausgeht. Das größte Geschenk, dass Gott uns gemacht hat, ist das Leben auf dieser Erde.

BLAU– Das Meer und der Himmel, sie sind blau und lassen Weite erleben und Freiheit, können aber auch nachdenklich machen, fast schon traurig. Im Englischen sagt man darum: „to feel blue“. Freiheit und Traurigkeit, wie passt das denn zusammen? Wenn wir das ganze umdrehen, dann heißt das: Es gibt einen Weg aus Traurigkeit und Melancholie; wir werden befreit, weil Himmel und Erde sich ganz nah kommen – auch hier und jetzt. Wenn wir ehrlich zueinander und offen füreinander sind, einander und Gott vertrauen, dann sind das die Hoffnungszeichen, die wir jetzt ganz besonders brauchen!

VIOLETT– oder lila, die Farbe hat schon verschiedene Namen und setzt sich aus zwei Farben zusammen: Rot und Blau. So unterschiedlich kann auch ihre Bedeutung sein. In Kirche war sie gerade dominant in der Fastenzeit und signalisiert die Zeit des Wartens, des Vorbereitens und des Verzichts. Sie integriert Gegensätze, das kalte Blau und das heiße Rot und lässt einen Raum mystisch leuchten. Feministinnen haben die Farbe gewählt, um den Gegensatz der beiden Pole männlich und weiblich zu verbinden und Gleichberechtigung zu erwirken. Sie ist auch die Farbe der Trauer und erinnert uns an diesen Tagen an die vielen Corona-Toten in der Welt und das Leid daraus. Violett weist uns darauf hin, dass wir in diesen Emotionen miteinander verbunden sind und Solidarität notwendig ist. In Jesus Christus vereinigen sich die beiden Elemente Rot und Blau. Er ist der, der aus dem Himmel kommt, die nicht zu überbietende Liebe. Er löst Gegensätze auf, es gibt nicht mehr Sklave und Herr, nicht mehr Mann und Frau.

GOLD – eigentlich keine Farbe, sondern ein edles Metall. In dem Christus-Bild aus Berlin, wie in der Ikonenmalerei verkörpert es das Göttliche. Es strahlt aus und fokussiert zugleich. Der Auferstandene ist hier nicht statisch, sondern in Bewegung, in seinen Kleidern, mit seinen Armen und den Füßen ist alles eine Bewegung auf die Betrachtenden zu. In den einladenden und segnenden Armen, in den Füßen, die am Losgehen sind.

Wie an Ostern gegenüber Maria Magdalena und den anderen Jüngern gilt seine Einladung heute für uns, sein Segen umfasst die ganze Schöpfung und jede und jeden Einzelnen von uns, in der ganzen Verschiedenheit und Buntheit, die unser Leben ausmacht.

GEBET

Liebender Gott, bunt, vielfältig und lebendig hast du uns alle geschaffen. Alle sind wir gleich und doch so unterschiedlich, denn du schufst uns frei in der Entscheidung und unserem Willen. Wir lieben, wir lachen, wir leiden – das tun wir mit dir, durch dich und in dir. Jede:r auf seine/ihre eigene Weise, und jede:r ist bewusst von dir gewollt. Lass uns diese Chancen der Vielfalt erkennen und nutzen. Lade du uns dazu immer wieder aufs Neue ein und lass uns erkennen, wie wertvoll das Leben ist. Amen.