University Chaplaincy
Vergangen.
von Ignatius Löckemann
Wäre das, was wir jetzt erleben doch schon vergangen… Ein ganzes Jahr mit COVID-19. Zweiter Lockdown verlängert. Und nun liegt darin der Aschermittwoch. Beginn der vierzigtägigen Fastenzeit zur Vorbereitung auf Ostern. Fasten, verzichten und Gutes tun. Als hätten wir nicht schon genug verzichtet in diesen Monaten. Verzicht auf viele Selbstverständlichkeiten – vor allem auf Menschen und ihre echte, erfahrbare Nähe. Verzicht auf Geselligkeit, auf Berührungen, Umarmungen und einen kräftigen Händedruck; Verzicht auf Feste und Feiern, Taufen und Hochzeiten, Fastnacht und Karneval; Verzicht auf Kino und Theater, Restaurant und Eckkneipe, Weinfest und Biergarten.
Aschermittwoch: Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst (Genesis 3, 19). Wie vergänglich alles ist, das hat uns die Pandemie gezeigt. So viele Menschen sind gestorben, knapp 2,5 Millionen bisher. Vieles vergeht in unseren Orten und Städten, nicht bloß das soziale Leben, auch die wirtschaftlichen Grundlagen vieler. Wie sollen wir 2021 den Aschermittwoch begehen? Wie werden wir die Fastenzeit gestalten? Was kann das alles für uns bedeuten? Was wird wichtig werden?
Asche ist ein altes Zeichen dafür, dass alles vergeht. Es ist ein Symbol der Buße. In der Bibel kommt es immer wieder vor: Asche auf das Haupt. Doch Asche hat auch einen hohen pH-Wert und enthält einige gute Stoffe – Asche ist ein Düngemittel, bringt neues Leben hervor oder unterstützt es.
In der Pandemie erleben wir wie zerbrechlich alles ist, vergänglich und gefährdet. Wir erfahren auch, wie Menschen aufeinander achten, sich beistehen und unterstützen. Manches, was vergangen ist, wird vielleicht vergangen bleiben. Vielleicht das eine oder andere auch zu Recht. Anderes erwarten wir sehnlich wieder, hoffen auf neues Leben, freuen uns auf echte Nähe.
Ich gehe in diese Fastenzeit 2021 mit der leisen Zuversicht darauf, dass wir es schaffen werden, die Pandemie in den Griff zu bekommen. Ich weiß, dass es noch Geduld braucht und ein bisschen Reiß-dich-am-Riemen. Ich möchte nicht unbedingt Verzicht verkünden – das haben wir schon so viel. Ich möchte lieber dem Leben auf die Spur kommen. Im Rahmen des Möglichen Gutes tun. Kontakte pflegen und gut miteinander umgehen – ehrlich sein dabei. ‚Hallo‘ sagen, wenn ich irgendwen irgendwo treffe und der Busfahrerin freundlich zunicken beim Einsteigen. Jemanden einladen zum Spazierengehen – und so richtig miteinander quatschen. Mal nicht so schnell zur TV-Fernbedienung greifen, ein Buch lesen oder ein paar Minuten nur dasitzen und denken – das ist allerdings mutig: Wie geht es mir gerade überhaupt? Spüren und wahrnehmen. Bei mir ankommen.
…mit Entschiedenheit das Gute tun – darum beten wir am Aschermittwoch in den Kirchen. Das ist doch gar nicht so übel, Gott. Ich denke, das ist ein guter Plan auf Ostern hin, oder? So machen wir’s. Gib dazu deinen Segen, dass es gut wird. Und dem einen oder der anderen zündende Ideen. Amen.