Ohnmächtig.

/ Impulse

Gedanken von Ignatius Löckemann

Ich lebe in Mainz, mitten in der Altstadt und im Schatten des Doms. Jedes Jahr am 27. Februar gedenkt die Stadt des letzten schweren Bombenangriffs 1945, der so viel Zerstörung brachte im Krieg. Die alte Pfarrkirche St. Christoph wurde nach 1942 bei diesem Angriff noch einmal schwer getroffen. Man hat sie nicht wiederhergestellt und sie auch nicht abgetragen – als Ruinenkirche steht sie da – ein bleibendes Mahnmal für künftige Generationen.

Frieden in Europa nach den Schrecken und Gräuel des Naziregimes; Jahre und Jahrzehnte der Annäherung und Versöhnung nach 1945 mit den Staaten und Menschen Europas und der Welt. Das liegt hinter uns, nachdem der Balkankrieg vor zwanzig Jahren beendet wurde. Nun ist der Krieg zurück in Europa: In der Ukraine wird gekämpft von Russland aus und Belarus. Ohnmächtig und mit Schrecken stehen wir da, fassungslos.

Und doch gilt auch: Es herrscht Krieg in vielen Gebieten der Welt. Seit über 10 Jahren in Syrien, seit 1979 kommt Afghanistan nicht zur Ruhe, der Irak leidet noch immer unter den Folgen des Krieges und auch auf dem Balkan sind die Schrecken des Krieges von 1991-2001 nicht vergessen. Viele andere Gebiete kommen ebenfalls nicht zur Ruhe, Menschen leiden, fliehen, werden unterdrückt: Belarus, Äthiopien, Jemen, Libyen, Kolumbien, China …

Der Krieg in der Ukraine aber schreckt uns besonders, weil er eine europäische Illusion platzen lässt, die von Sicherheit und Frieden. Der Krieg aus den Nachrichten und Medien ist zurück auf europäischem Boden. Angst macht sich breit, Menschen sind erschrocken und verunsichert. Gleichzeitig ist es wichtig solidarisch zu sein, Unterstützungen und Spenden zu organisieren – hier ist Malteser International ganz wichtig, weil die Malteser in der Ukraine schon lange gute Kontakte haben und sich dort engagieren.

Für uns alle bleibt die Möglichkeit zu beten und zu gedenken, bewusst eine Kerze entzünden, still werden, die eigenen Gefühle ernst nehmen. Dazu sind wir eingeladen und so können wir uns mit den Menschen in der Ukraine verbinden.

GEBET

Lasst uns beten. – Gott des Friedens, sprachlos und ohnmächtig stehen wir da angesichts des Krieges in der Ukraine, der Gewalt und des politischen Hochmuts, der so viele Opfer fordert und Menschen flüchten lässt. Als Menschen in Europa leben wir bisher in Frieden, doch seit dieser Woche gibt es wieder Krieg bei uns – das Unvorstellbare ist schreckliche Wirklichkeit geworden. Wir legen all unsere Ängste und die Ohnmacht, Gott, in deine Hand, die Menschen in der Ukraine, aber auch die Soldatinnen und Soldaten beider Seiten, die Befehlen folgen, die andere zu verantworten haben. Wir bitten dich, rüttle die Herzen der Verantwortlichen wach, schenke neu deinen Geist des Friedens und der Versöhnung. Lass uns solidarisch sein mit den Opfern und ihnen helfen, wo und wie wir können. Gebiete dem Krieg Einhalt und öffne Wege und Möglichkeiten zum Frieden. Darum bitten wir Kraft deines Geistes durch Christus, unseren Herrn. Amen.