Im Auge behalten.

/ Impulse

von Ignatius Löckemann

Ich werde dich im Auge behalten… Das klingt meist nicht gut. Das hört sich eher wie eine Drohung an. Dann beobachtet mich jemand ganz genau und sucht vielleicht Gründe gegen mich. Es gibt ein Zitat, das mir sehr gefällt und das passt hier: Was wir im Auge haben, das prägt uns, dahinein werden wir verwandelt. Und wir kommen, wohin wir schauen… (Heinrich Spaemann, Orientierung am Kinde). Das, was ich im Auge behalte, das wirkt. So oder so.

Die Tage über ist ein junger Politiker in die Schlagzeilen geraten. Lobbyismus ist das Stichwort. Nichts Neues in der Politik. Es geht um die Vertretung von Interessen. Aber manchmal ‚beißen‘ sich diese: Politische Ansichten und Parteiausrichtungen, Wirtschaftliches und Persönliches. Vermutlich ist das nicht immer leicht zu handeln. Und das war jetzt der Punkt. Was hat er im Auge gehabt dabei?

Bei den christlichen Heiligen steht morgen, am 22. Juni Thomas More (1478-1535) im Kalender. Er ist der Patron der Politiker:innen, des katholischen Jugendverbandes KjG (Katholische junge Gemeinde) und vieler Studierendenorganisationen. In der Welt des englischen Königs Heinrich VIII. (der mit den vielen Ehefrauen) hat er versucht sein Leben, seinen Glauben, sein Gewissen – all das nicht aus dem Blick zu verlieren. Er ist seinem Gewissen gefolgt und dafür zum Tod verurteilt worden. Schenke mir eine heilige Seele, Herr, die im Auge behält, was gut ist und rein, damit sie im Anblick der Sünde nicht erschrecke, sondern das Mittel finde, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen (aus: Thomas Morus, Gebet um Humor). So betete er einmal. Ich finde, das bringt es gut auf den Punkt.

An diesem Sonntag (12. Sonntag/Jahreskreis A) spricht Jesus im Evangelium davon (Mt Kapitel 10, 26-33), dass wir es mit dem Glauben ernst meinen sollen. Auch wenn es ungemütlich, kompliziert oder schwer wird (oder lebensgefährlich wie bei Thomas More). Wir sollen die Grundwerte des Glaubens im Auge behalten. Die Würde jedes Menschen etwa. Die Absage an jeglichen Missbrauch, Rassismus, Übervorteilung, Missachtung der Rechte (anderer). Nicht leicht. Aber wichtig.

Ich werde dich im Auge behalten – aus deinem Mund klingt das anders, Gott. Es klingt tröstlich und macht Mut. Ich bin nicht allein. Du hast auf mich Acht. Das brauche ich dann und wann auch. Also bitte: Wo ich daneben liege, da mach dich bitte bemerkbar. Doch: Lass mich nicht schadenfroh sein, wo andere sich so verrennen. Amen.