Ich bin dann mal weg.

/ Impulse

von Ute Klewitz

„Ich bin dann mal weg“, so heißt ein Buch von Hape Kerkeling. Darin erzählt Hape, wie er nach einer Lebenskrise den Camino, einen bekannten Pilgerweg, gelaufen ist.

„Ich bin dann mal weg“, das haben vielleicht auch die beiden Jünger gedacht, die sich nach den Ereignissen in Jerusalem gemeinsam auf den Weg nach Jerusalem gemacht haben. Ihre Ausgangslage war auch eine Krise, Jesus war tot und damit auch Ihre Hoffnungen auf ein anderes neues Leben. Geplatzte Träume, eine unsichere Zukunft, so waren diese beiden Jünger damals unterwegs.

Dieses Gefühl „nur weg von hier“ – das ist nicht mehr mein Leben – ist heute in Coronazeiten ziemlich aktuell. So geht es mir zumindest: irgendwie bin ich bisher ganz gut über die Runden gekommen, mal besser und mal schlechter. Aber was wird noch kommen? Und Weggehen, das ist in Coronazeiten, zu mindestens körperlich gar nicht so einfach. Aber bin ich wirklich so bewegungslos, wie es auf den ersten Blick scheint?

Wenn ich mir die Emmausgeschichte mal genauer anschaue: Was war da los? Die Jünger sind losgezogen, sie sind in Bewegung gekommen – körperlich, aber auch geistig. Denn sie reden miteinander über all das, was sich ereignet hat. Sie haben sich nicht eingeschlossen und alles zugemacht, sondern sprechen miteinander.

Das ist für mich was ganz Wertvolles. Das miteinander reden ist auch in unserem Coronaalltag ein wichtiger Impuls: ob es das Grüßen der Nachbarn ist, der Smalltalk beim Einkauf mit gesundem Abstand, Telefonieren oder ein Café mit Freunden im virtuellen Raum. Wichtig dabei, so scheint es mir ist die Bereitschaft über die eigene kleine Welt hinauszuschauen und auch hinauszugehen. Das fühlt sich vielleicht seltsam an, unsicher… bis hin zu ein wenig Kontrollverlust. Ich bin mir aber sicher, im Miteinander Sprechen passiert was, besonders dann, wenn wirkliche Augenhöhe da ist und echte Worte ausgetauscht werden. Da ist Freundlichkeit, ein Lächeln und Zu-neigung. Genau das erleben die Emmausjünger auf Ihrem Weg. Da kommt noch jemand dazu: Diese Person hört zu, fragt nach und bleibt, wenn sie eingeladen wird. In der Emmausgeschichte ist das Jesus. Eine göttliche Qualität vertieft das miteinander sprechen, macht diesen Moment wertvoll. Das ist sicher nicht für jeden Menschen Gott… das kann auch eine tiefe innere Verbundenheit zu einem anderen Menschen, zu sich selber, zum Universum sein. In dieser Begegnung wird Trübes ein wenig klarer, Verwicklungen ent-wickeln sich, Verspanntes löst sich…

Vielleicht spüren wir in unserem Unterwegssein, in unseren Gesprächen wie die Emmausjünger ein wenig, dass wir auf unseren Wegen nie ganz alleine sind. Es gibt so was wie eine göttliche Infrastruktur. Das gilt auf den tatsächlichen und auch gedanklichen Straßen. „Ich bin dann mal weg“, der  Bestseller von Hape Kerkeling endet mit dem Gedanken: „Gott ist mir jeden Tag begegnet.“