University Chaplaincy
Herzlich.
von Ignatius Löckemann
Seit Tagen finden sich in Mainz Transparente, an Brücken und am Staatstheater oder Gänse mit wehendem roten Schal hier und da. Für echte Meenzer ganz klar. Sofort kommt eine Melodie ins Herz: Heile, heile Gänsje, es is bald widder gut. Martin Mundo machte aus einem Kinderreim 1929 ein Fastnachtslied. Als 1952 die Stadt noch schwer vom Krieg gezeichnet war, war es Ernst Neger, der das Lied auf der Bühne unsterblich machte: Wär ich einmal der Herrgott heut, dann wüsste ich nur eins: Ich nähm in meine Arme weit mein arm, zertrümmert Mainz und streichelte es sanft und lind und sagt: „Hab nur Geduld…“ Die Menschen hatten Tränen in den Augen, im Saal wurde es andächtig. Das Herz wurde warm. Auch heute noch wirkt dieses Lied, nicht nur bei Meenzer Bube, Meenzer Mädcher, nicht nur bei Fastnachtern. Ein Lied macht Mut. Nun waren es Fans von Mainz 05, die diese zauberhafte Aktion gestartet haben mit ganz viel Liebe. Danke euch dafür. Das haben wir gebraucht (www.supporters-mainz.de).
Aber auch, wenn man nicht aus Mainz kommt, wenn man nicht im Schatten des Doms wohnt (wie ich!), kann man verstehen, dass es Sachen gibt, die etwas bewirken. Mal sind es lokale Lieder, mal regionale Gestalten oder gemeinsame Erfahrungen. Es können Texte sein oder nur Worte. ‚Dinge‘, die ‚mehr‘ sind und tiefer gehen, unter die Haut oder sogar ans Herz. Ganz wichtig und ganz schön.
Der christliche Glaube lebt davon. Gerade jetzt an Ostern hören wir es. Brannte nicht unser Herz in uns, als er mit uns redete… (vgl. Lk Kapitel 24, 32). Die Emmausjünger sind voll davon. Ja, wenn das Herz warm wird oder sogar brennt, dann ist es gut.
Was macht dein Herz warm? Was gibt ihnen Mut? Hast du einen Text, ein Wort, ein Bild, ein Motiv – etwas, das dich erreicht? Was tun sie, wenn sie Mut und Wärme im Leben brauchen? Vielleicht gut, sich zu erinnern, es zur Hand zu nehmen. Heile, heile Gänsje, es is bald widder gut.
Wann es widder gut is, das wissen wir noch nicht, Gott. Wir wünschen es uns so herbei. Etwas wird jetzt mehr möglich. Vieles noch nicht. Was uns von Herzen wichtig ist, das spüren wir jetzt besonders. Hilf uns solche Kostbarkeiten zu erkennen. So behalten wir unser Herz lebendig – und warm. Nimm uns in die Arme. Amen.