From a Distance

/ Impulse

Von Monika Müller

Wie hältst Du es mit Karfreitag? Lieber Ostereier färben oder gehört Gottesdienst dazu?Es ist nicht selbstverständlich, die Liturgie des Tages mit der ihr eigenen Schwere zu feiern und ja, auszuhalten. Die Unverfügbarkeit des Lebens und noch mehr des Todes wird präsent, je nach eigener Lebensgeschichte kommt man an Grenzen.

Für mich ist es der Tag, an dem das Schwere meines Lebens, mein Scheitern einen ganzen Tag lang an die Oberfläche, im Leiden Jesu aufgehoben sind, einen neuen Platz in mir selbst und in meinem Glauben finden dürfen. Stille ist essentiell, kein Smalltalk soll ablenken, Katharsis, Verwandlung darf sich vollziehen in diesen Stunden:

Herr, bei dir habe ich mich geborgen, lass mich nicht zuschanden werden in Ewigkeit. (Ps 31,2a)

Die Frage nach der traditionellen Liturgie stellt sich dieses Jahr gar nicht, alles ist durchkreuzt von dem Virus, praktisch, emotional und geistlich. Bekannte Wege, auch Kommunikationswege haben sich verändert, kommen zum Ende oder müssen nach der Kreuzung anders gegangen werden. Das gilt für den Kommunikationsweg zu Gott. Mein persönlicher Lebensraum ist offensichtlicher als sonst eine ganz eigene Grenze, die mir gesetzt ist.

Es entsteht Distanz, die für manche tragende Lebensverbindungen entzieht. Mir sind in diesen Tagen die Frauen am Kreuz, die im Gegensatz zu den Männern, in allen vier Evangelien dabei sind, sehr nahe. Die im Moment so viel genannte physische Distanz prägt ihre Verbindung zum leidenden und sterbenden Jesus, sie sahen von Weitem zu (Mt 27,55). Zuschauen, Passivität, für sie auch wohl überlebensnotwendig, und das Unfassbare trotzdem Aushalten und Mittragen kennzeichnen sie. Ihre Ungewissheit, Zweifel, Angst sind gerade sehr präsent.

Allerdings liegt das Kreuz der Passion für mich dieses Mal nicht im Kirchenraum, sondern ich bin zurückgeworfen auf meinen Lebensraum. Durchlaufe ich diesen, meine Wohnung, beim Spaziergang ist das Kreuz präsent: von der Erstkommunion, ein Familienerbstück, ein Wegkreuz, ein Mitbringsel von einer Pilgerfahrt, am Spiegel im Auto, auf dem Kirchturm.

So kann dieser Karfreitag einen eigenen Kreuzweg haben:

Schubladen öffnen und weggeräumte Kreuze herausholen, die sichtbaren in den Blick nehmen. Sind sie farbenfroh, Zeichen der Hoffnung oder mit Corpus des Leidenden? Bei meinen eigenen kann ich mich daran erinnern, aus welcher Zeit meines Glaubensweges stammen sie, welche Botschaft sie für mich heute haben? Welche Bedeutung vermitteln die Kreuze, die mir begegnen?