Erwartungen.

/ Impulse

von Ignatius Löckemann

Wir wollten doch nur dein Bestes… – ein Satz, der in vielen Lebensläufen viel Gesichte in sich trägt; ein Satz, der in Kino- oder Fernsehfilmen vorkommt; ein Satz, der gut gemeint ist, aber: Das Gegenteil von ‚gut‘ ist ‚gut gemeint‘ – wie ein Sprichwort sagt. Manchmal ist was dran… Wenn ich aber etwas für andere will, dann mache ich die anderen zu meinen Objekten – und das ist selten gut. Worum geht es hier? Es geht um Erwartungen (oder Vorstellungen, Wünsche, Träume, Visionen etc.).

Eltern haben Vorstellungen davon, was auch ihren Kindern werden könnte, sollte oder müsste; wir haben unsere Vorstellungen davon, wie unsere Freundschaften aussehen sollten usw. Ich denke, das ist auch OK so – solange ich verstehe, dass das meine Erwartungen von NN sind; er oder sie darf (vom eigenen Leben) auch die eigenen Vorstellungen haben! Der Unterschied dabei kann auch interessant und anregend sein, muss nicht nur schmerzhaft ausgehalten werden.

Am Stadttor von Jerusalem lag damals Erwartung in der Luft – damals, wie heute: Der Ruf nach einem starken Mann (oder einer solchen Frau) offenbart eher Schwächen anderer Art. Ein König muss her, also einer von uns, der uns versteht und vertritt. Ja, genau: Ein starker Führer. Jesus aus Nazareth, der ist doch so, haben wir gehört. Da ist er: Hey! Hoch! Hosanna! Her mit ihm. Endlich! Jubel, Trubel, grüne Zweige, Klamotten auf der Straße… Sehr viele Erwartungen (auch bei seinen Jungs im Übrigen, die wir Jünger nennen). Und was sieht man da: Einen jungen Mann, auf einem jungen Esel, mit anderen jungen Leuten – da ist schnell die Luft raus bei den Menschen am Stadttor von Jerusalem.

Wir wollten doch nur dein Bestes… – und wenn das nicht klappt, dann werden Erwartungen zu Enttäuschungen. Wenn meine Projektionen (das sind Erwartungen eben auch) nicht funktionieren, dann kann es übel enden: Ans Kreuz mit ihm!? (Mt Kapitel 27, 22)

Du wolltest der Welt Bestes zeigen, Gott: Deine Liebe. Mit ihr war Jesus unterwegs. Das war sein Weg und den ist er gegangen in aller Treue. Nur so können wir auf deine Liebe vertrauen. Das können wir von dir erwarten. Für heute: Schenke Hoffnung und Kraft aus dieser Liebe für uns alle in diesen seltsamen und schweren Tagen. Geh mit uns. Bleib uns nah. Amen.

Einen guten Palmsonntag miteinander.