von Ignatius Löckemann

Konservativ und liberal – das sind gern genutzte Schubladen unseres Denkens. Gerade in der Kirche verwenden wir sie (oder im Blick auf die Kirche). Dabei bedeutet das Lateinische conservare erstmal bewahren, auch beibehalten, treu bleiben, ein Auge darauf haben (daher hat die Konservendose ihren Namen).

Für viele von uns klingt konservativ nicht unbedingt gut; liberal klingt vielen besser oder moderner. In der Weltpolitik ist konservativ gar nicht so ‚schlimm‘; es bezeichnet eine bestimmte Parteiengruppe – bei uns die Unionsparteien CDU und CSU oder in den USA die Republikaner.

Vom Bewahren spricht auch das Evangelium dieses Sonntags (Joh Kapitel 17, 1-11). Noch immer ist das Thema Abschied dran. Heute lesen wir aus dem großen Abschiedsgebet Jesu: Jesus betet für seine Freunde – das ist wie ein geistliches Testament. Und dann heißt es: [Vater,] sie haben dein Wort bewahrt (Joh 17, 6).

Ich glaube, bei diesem Bewahren des Wortes geht es nicht darum, es in ein Schatzkästchen zu packen. Das Wort Gottes wird uns in die Hand und ans Herz gelegt. Ich soll es ergreifen und spüren, es muss Gedanke und Gefühl werden – ein Teil von mir. Das Wort soll trefflich sein – kleines Wortspiel. Das Wort trifft mich, macht mich betroffen, trifft voll ins Schwarze. Vielleicht kennt ihr das auch? Da lese oder höre ich aus der Bibel und zack, hat’s mich erwischt, wie für mich geschrieben. Glückstreffer.

Das Wort Gottes bewahren – es leben und entdecken. Das Wort bedenken, damit umgehen, auch kontrovers und kreativ. Darum geht es. Manchmal versteckt es sich auch in anderen Worten: Für die Mainzer:innen in den rührenden Zeilen Heile, heile Gänsje… wird alles widder gut. Oder in dem hashtag, den ich auf meinem Nachhauseweg gesehen habe (vgl. Foto): #LeaveNoOneBehind – eine wichtige Botschaft, die auch mit dem Bewahren und dem Wort Gottes zu tun hat: Behaltet alle(s) im Blick. So kann man als Liberale:r in gutem Sinn auch konservativ sein…

Was wir bewahren und was überwinden sollen, dass muss unterschieden werden, Gott. Das ist mal eine Aufgabe! Hilf uns das zu bewahren, was wertvoll ist und dem Leben (aller) dient. Wo konservativ zu hart und starr wird, da lass deinen Heiligen Geist Dienst tun und erweichen… Amen.