University Chaplaincy
Augenblicke.
von Ignatius Löckemann
Maskenpflicht in Deutschland (und in vielen anderen Ländern). Das verändert das Leben, auch das Miteinander. Nicht nur in Geschäften und in den öffentlichen Verkehrsmitteln, auch auf der Straße tragen Menschen Masken – Mund-Nase-Schutz – und verändern sich dadurch. Hey, Ignatius! Ich bin’s! – schon zweimal erging es mir so. Ich habe Ronald und Janina einfach nicht erkannt. Dabei müsste ich es aus der Fastnacht kennen, wo Uniformhüte mit Kunsthaar auch die Menschen verändern. Menno aber auch… (sorry, ihr beiden!). Ich habe schon mit Freundinnen darüber philosophiert, inwieweit solche Sehgewohnheiten sich ändern und trainieren lassen? Geht es also z.B. Leuten in Japan oder Korea besser dabei (dort trägt man grundsätzlich oft Masken aus Hygienegründen)?
Sie hören auf seine Stimme – so sagt Jesus es im Sonntagsevangelium (vgl. Joh Kapitel 10, 1-10); er meint die Schafe, die auf ihren Hirten hören. Es geht um den sogenannten Guten Hirten. Ein sehr traditionelles Bild; manchmal etwas kitschig für uns oder unrealistisch – Hirten und Schafe, wer kennt das noch? Etwas genauer hingesehen: Es geht um das Vertrautsein. Wenn viel um mich herum los ist, muss ich schon genau hinhören. Oder wenn die Sicht eingeschränkt ist (Mund-Nase-Schutz), fehlen Orientierungspunkte. Da wird dann die Stimme wichtig zum Erkennen. Wie auch immer, es braucht etwas mehr Geduld und Aufmerksamkeit.
Vielleicht ist diese Corona-Phase auch dabei eine Trainingsherausforderung: Will ich jemanden erkennen, muss ich genau(er) hinschauen. Und am besten auch noch hinhören. Die Bibel hat’s sehr mit dem Hören: Höre, Israel! Der HERR, unser Gott, der HERR ist einzig (Dtn bzw. 5 Mose Kapitel 6, 4). Oder: Wer Ohren hat zum Hören, der höre (Mk Kapitel 4, 9)! Wenn wir besser sehen und hören lernen, dann verändern sich Dinge und Menschen: Wir entdecken Neues oder Schwieriges und wir schenken Aufmerksamkeit und nehmen einander (mehr) ernst.
Die katholische Kirche betet an diesem Gute-Hirten-Sonntag um Berufungen, also um Menschen für die Berufe der Kirche. Möglicherweise würde mehr hinhören und ehrlicher hinschauen reichen, um diese Menschen zu entdecken. Vielleicht muss man dazu nur Sehgewohnheiten überprüfen oder Blickrichtungen ändern oder Filter ausschalten…
Du siehst Sachen, die wir oft nicht sehen, Gott. Vielleicht wollen wir auch nur nicht. Wenn wir auf deine Stimme hören (wollen), müssen wir die Ohren auftun. Wenn wir erkennen wollen, wie es weitergeht, müssen hinschauen. Stups uns doch mal an, wo wir das vermeiden. Amen.